Diese Woche gab es ein ganz besonderes Geschenk für die Handarbeitsgruppe von Willkommen in Rödelheim: ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk von der Fahrradgruppe! Diese hatte nämlich noch etwas Geld zum Jahresende übrig und hat uns daher dankenswerterweise einen großen Vorrat an Nähgarn besorgt, da uns diese Bestände langsam zur Neige gingen.
Das Engagement und der Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Gruppen ist wirklich etwas ganz Besonderes bei W.i.R., und die Handarbeitsgruppe kann nur ein herzliches Dankeschön in die Fahrradwerkstatt schicken!
Schade: Der geplante Ausflug zur Falknerei ist im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen. Nach wochenlangem Sonnenschein hat es ausgerechnet an diesem Wochenende geschüttet! Die gute Laune hat das nicht getrübt, kurzentschlossen haben wir in der Unterkunft „Uno“ und „Vier gewinnt“ gespielt und gepicknickt und hatten es dann noch richtig gemütlich.
Am Dienstag, 30. April 2019 besuchte der Bundestagsabgeordnete Dr. Achim Kessler (Die Linke) unsere Initiative. Nach einem gemeinsamen Rundgang in der Geflüchteten-Unterkunft In der Au sprach Kessler mit uns über unsere Arbeit.
W.i.R.: Herr Dr. Kessler, Sie haben sich als bisher erster Abgeordneter des deutschen Bundestages für die Tätigkeit unser lokalen Flüchtlingshilfe vor Ort interessiert und konnten sehen, wie wir zum Beispiel Hausaufgaben- und Deutschhilfe, Fahrradwerkstatt, Näh- und Handarbeits-Werkstatt organisieren. Wie bewerten Sie unsere Einstiegshilfe und Kontaktmöglichkeit für Geflohene zu Bürgern? Achim Kessler: Bürgerinitiativen wie W.i.R. haben eine Schlüsselrolle bei der Integration von geflüchteten Menschen. Sie sind im Stadtteil tief verwurzelt und können so als Schnittstelle zu den übrigen Bewohnern des Stadtteils dienen. Integration besteht doch genau darin, dass geflüchtete Menschen zum gleichberechtigten Teil unserer Gesellschaft werden. Besonders gut gefallen haben mir die Fahrradwerkstatt, der Nähkurs und die Gespräche, die ich mit einigen Geflüchteten dort geführt habe. Man lernt sich kennen, wenn man gemeinsam Fahrräder repariert oder näht. Und es ist ein Geben und Nehmen, wie die Betreuerin des Nähkurses erzählt hat: Sie hat berichtet, dass Sie selbst im Kurs schon viele erstaunliche Nähtechniken aus anderen Ländern kennengelernt hat.
W.i.R: Wieso waren Sie besonders an W.i.R. interessiert? Achim Kessler: Ich habe das Glück, dass sich der weltoffene Stadtteil Rödelheim in meinem Wahlkreis befindet. Nach meinem Politikverständnis muss ein Abgeordneter über die Lebensbedingungen in seinem Wahlkreis gut informiert sein. Ein realistisches Bild kann man sich letztlich nur vor Ort machen, weshalb ich mich sehr über die Einladung gefreut habe. Ich brauche das direkte Gespräch, damit ich einen Kompass und Maßstab für meine politische Arbeit habe. Denn ich möchte im „Raumschiff Bundestag“ nicht die Orientierung verlieren.
W.i.R.: Gibt es etwas, was Ihnen von W.i.R. besonders in Erinnerung geblieben ist? Achim Kessler: Das Engagement der Mitglieder der Initiative beeindruckt mich. Mir gefällt, wie viele Gedanken Sie sich darüber gemacht haben, für alle Gruppen im Flüchtlingswohnheim ein Angebot zu finden. Auf Nachfrage habe ich erfahren, dass am Nähkurs nur Frauen teilnehmen können, um für Frauen die Schwelle zur Teilnahme zu senken. Der Nähkurs ist oft der Einstieg für die Teilnahme an anderen Angeboten, wie zum Beispiel an Sprachkursen.
W.i.R.: Haben Sie den Eindruck, dass Politik und Behörden eine wirklich baldige und gelungene Integration der hier angekommenen Geflohenen anstreben, oder eher die Hürden zum Verbleiben höher setzten wollen? Achim Kessler: Die Bundesregierung hat keine Voraussetzungen für eine gute und erfolgreiche Integration geschaffen und betreibt stattdessen weiter eine Politik der Abschottung, des Generalverdachts und der Entrechtung gegenüber Einwanderern und Geflüchteten. Es ist völlig verrückt, dass die Bundesregierung mit der schrittweisen Verschärfung des Asylrechts der rassistischen AfD auch noch in die Hände spielt. Alle demokratischen Parteien müssen diesem Rassismus gemeinsam entgegen treten. Das Problem liegt also nicht in Rödelheim, wo ein relativ großes Gelände gefunden worden ist. Ich habe den Eindruck, dass die Stadt und der Träger des Wohnheims versuchen, aus den schwierigen Rahmenbedingungen das Beste zu machen. So wurde zum Beispiel die Versorgung durch einen Caterer durch individuelle Möglichkeiten für die Bewohnerinnen und Bewohner ersetzt, sich selbst Essen zu kochen. Es müssen aber die Rahmenbedingungen verbessert werden. Denn die Mieten in Frankfurt sind natürlich auch für Geflüchtete zu hoch. Viele müssen deshalb weiterhin in den Notunterkünften bleiben. Hier könnte auch das Land Hessen und die Stadt Frankfurt mehr tun. Es ist nicht die Aufgabe öffentlicher Wohnungsbaugesellschaften teure Wohnungen zu bauen, sondern für ausreichend günstige Wohnungen zu sorgen. Das würde uns allen zugutekommen, auch den Geflüchteten.
W.i.R: Welches sind, kurzgesprochen, die Positionen der Partei DIE LINKE zur Flüchtlings- und Asylpolitik in Europa? Achim Kessler: Es ist unerträglich, dass das Mittelmeer ein Massengrab geworden ist und Helferinnen und Helfer, insbesondere in der Seenotrettung, für die Rettung von geflüchteten Menschen noch bestraft werden. DIE LINKE will die Ursachen von Flucht und Vertreibung bekämpfen, anstatt Geflüchtete zu bekämpfen und deren Fluchtwege zu blockieren. Was heißt das konkret? Das bedeutet, dass der Export von Rüstung aus Deutschland verboten werden muss. Denn die Hauptursache von Flucht sind nach wie vor Kriege. Das bedeutet, dass Deutschland seine wirtschaftliche Macht nicht länger dafür missbrauchen darf, armen Ländern unfaire Handelsabkommen aufzuzwingen. Damit wir im Bundestag etwas erreichen können, brauchen wir den Druck von der Straße. Ich freue mich deshalb, dass viele Schülerinnen und Schüler auch in Frankfurt jeden Freitag gegen die Untätigkeit angesichts des Klimanotstands demonstrieren. Den der Klimawandel trifft Arme wesentlich härter als Reiche. Die Klimaverschlechterung wird immer mehr zur Fluchtursache. Die Untätigkeit muss endlich aufhören!
Am Freitag, 26. Februar 2016, 16 bis 17 Uhr, sind alle interessierten Anwohnerinnen und Anwohner zu einer Besichtigung auf dem Grundstück der geplanten Unterkunft In der Au 2-14 eingeladen. Ein Vertreter des Betreibers, Johanniter Rhein-Main, wird vor Ort sein und Fragen beantworten.
In der Frankfurter Rundschau vom Samstag, 20. Februar ist es das Thema des Tages: „In manchen Stadtteilen regt sich Widerstand gegen große Unterkünfte“, heißt es dort. Ein Interview mit der Sozialdezernentin Prof. Dr. Daniela Birkenfeld und ein Bericht über die Diskussionen in Rödelheim sind dazu erschienen (siehe Presse). Wir machen in diesem Zusammenhang noch einmal aufmerksam auf die Informationsveranstaltung am Dienstag, 23. Februar, 19 Uhr in der Turnhalle der Brentanoschule im Biedenkopfer Weg und unseren Offenen Brief an Frau Birkenfeld.
Im Konflikt um die geplante Unterkunft für 500 geflüchtete Menschen auf dem Gelände In der Au positioniert sich die Initiative W.i.R. in einem offenen Brief an Frau Prof. Dr. Daniela Birkenfeld vom Sozialdezernat Frankfurt. Der Brief kann hier als PDF-Datei abgerufen werden: Offener Brief
In der Sitzung des Ortsbeirats 7 am 19. Januar wurde darüber informiert, dass im Laufe der kommenden Monate auf einem Areal in der Straße In der Au eine Übergangsunterkunft für Flüchtlinge entstehen wird. Bereits in der Sitzung wurde angekündigt, dass vor dem Start des Projekts ein zweiter Termin im Stadtteil angeboten wird, um die Anwohner über den aktuellen Stand auf dem Laufenden zu halten und insbesondere das Sozial- und Sicherheitskonzept vorzustellen.
Die Informationsveranstaltung wird am Dienstag, 23. Februar 2016, um 19 Uhr in der Brentanoschule, Biedenkopfer Weg 33 (Turnhalle) stattfinden.
Es informieren Vertreter des Sozialdezernats, der Stabsstelle Flüchtlingsmanagements, der Unternehmensgruppe Sahle (Eigentümer des Grundstücks) und des Regionalverbands Rhein-Main der Johanniter-Unfall-Hilfe (Betreiber der Unterkunft).
Wie in der Ortsbeiratssitzung im Januar 2016 durch das Sozialdezernat der Stadt Frankfurt mitgeteilt wurde, entsteht auf dem Gelände „In der Au 4-14“ in Rödelheim-West eine Unterkunft für 500 Geflüchtete. Am Samstag, 30. Januar 2016 fand eine Informationsveranstaltung der lokalen CDU zu diesem Thema statt. Anwohner der geplanten Flüchtlingsunterbringung haben einen offenen Brief an die Sozialdezernentin Frau Dr. Birkenfeld geschrieben. Den offenen Brief der Anwohner, die Antwort von Frau Birkenfeld sowie die Artikel aus der Frankfurter Rundschau haben wir unter dem Punkt Presse zusammengestellt.