Veranstaltungen

Ein gelungenes Willkommensfest

Das Datum des Willkommensfestes für die Geflüchteten aus der Au war nicht ideal: ein Nachmittag mitten in der Woche im Dezember. Doch ein anderer Termin stand in der Vorweihnachtszeit aus Raummangel leider nicht zur Verfügung und bis ins Neue Jahr wollten wir nicht warten, die Menschen (120 Kinder und Erwachsene) als neue Mitbürger*innen in Rödelheim Willkommen zu heißen, waren sie doch schon Anfang November in die Unterkunft eingezogen.
Mit viel Eifer trafen wir unsere Vorbereitungen, gespannt auf das Kommende. Und es wurde ein schönes Fest! Etwa 200 Menschen, Alt- und Neu-Rödelheimer*innen, verbrachten am 14. Dezember 2016 einen tollen Nachmittag. Neben einer vielfältigen Kuchenauswahl gab es herzhafte Speisen, gespendet von Rödelheimer*innen und auch Selbstgekochtes von den Geflüchteten. Einen besonderen Dank an dieser Stelle an die Bewohner*innen des Kulturprojektes in der Au, und die Raumstation Rödelheim, die ihre Küchen hierfür zur Verfügung stellten! Das Programm wurde kostenfrei gestaltet von Musikern der Rödelheimer Musiknacht (Axel Freudenberger mit Gitarre, Patrick O’J. Moore Band), den Geflüchteten aus dem Seegewann und von Jugendlichen des BDP-Kinder und Jugendzirkus Zarankali. Sie boten nicht nur ein atemberaubendes Bühnenprogramm dar, sondern auch einen Workshop für die jungen Gäste, die erste Erfahrungen in der Akrobatik sammeln konnten. Abgerundet wurde das Fest von Sven Wortmann durch eine Stummfilmdarbietung mit Orgelbegleitung. Kurz: alle die nicht dabei waren, haben etwas verpasst!
Danken möchten wir an dieser Stelle allen, die uns bei Planung und Durchführung unseres Festes unterstützt haben: Die Cyriakusgemeinde, die uns die Räumlichkeiten zur Verfügung stellte, der Herausgeber des MNB, der uns einen Preisnachlass für die Anzeige gewährte, die Rödelheimer Geschäftsleute (Metzgerei Kerber, Kelterei Possmann GmbH & Co. KG , Drogerie „Dronova“, Pappmarché , Gözde Supermarkt, Früchtehaus – Lorscher Straße, Rödelheimer Brot GmbH, Internationales Familienzentrum e.V., Foodsharing), die uns mit ihren Spenden unterstützten und natürlich allen Gästen, die mit ihrem Kommen zum Gelingen des Festes beigetragen haben.
Zum Schluss möchten wir allen Alt- und Neu-Rödelheimer*innen ein friedliches Jahr 2017 wünschen, ohne Angst vor der Zukunft und mit der Gewissheit, in einer guten und solidarischen Nachbarschaft geborgen zu sein.

Alte und neue Nachbarn

Treffen der Initiativgruppen „Stadtteil gegen Rassismus“ und „Willkommen in Rödelheim“ am Montag, den 29. Februar 2016, 19.30 Uhr, Gemeindesaal der Cyriakusgemeinde, Alexanderstr. 37.

Im November 2015 hat ein Netzwerk aus Gruppen an Einfahrtsstraßen zum Stadtteil zusätzliche Ortsschilder angebracht, von denen nun die Botschaft „Stadtteil gegen Rassismus“ in alle Himmelsrichtungen weist. Damit hat eine fünfzehnjährige Aktion ein symbolisches Ende gefunden. Nun würde sich weisen, ob rassistisches Gedankengut nicht nur äußerlich bekämpft wurde, sondern auch in den Köpfen – angefangen im eigenen.

Die Probe aufs Exempel erfolgte sogleich, denn zur gleichen Zeit zogen 120 Flüchtlinge in ein Quartier in Rödelheim. Für die nun anstehende praktische Integrationsarbeit mit den Flüchtlingen wurden tatkräftige Helfer mit Ideen und Geduld gesucht und gefunden, die inzwischen als Initiative „W.i.R. -Willkommen in Rödelheim“ in vielfältiger Weise gearbeitet und geholfen haben.

Die Pläne der Stadtverwaltung, auf einem ehemaligen Fabrikgelände alsbald 500 weitere Flüchtlinge unterzubringen, stieß dann aber auf Proteste, vor allem durch die umliegenden Hausbesitzer. Aber auch die aktiven Flüchtlingshelfer fordern eine menschenwürdige Unterbringung und lehnen es ab, wenn unzumutbare Provisorien nun für Jahre zur Normalität werden sollen. Es sei absehbar, dass die Flüchtlinge ihr soziales Leben dann nach draußen verlegen müssen. Die Konflikte mit den Nachbarn seien vorprogrammiert. Bei einer CDU-Veranstaltung am Rande Rödelheims mischten sich sachliche Bedenken und fremdenfeindliche Parolen zu einer aufgeheizten Stimmung. Inzwischen haben sich die Wogen wieder geglättet.

Damit dies so bleibt, trafen sich die „alten“ RödelheimerInnen aus den Initiativgruppen mit den HelferInnen von „WiR“ einmal zwanglos zum Erfahrungsaustausch. Eingeladen waren auch alle Nachbarn, die darüber nun erst in Kontakt kommen (z.B. seit 30 Jahren Hausbesitzer und seit 30 Jahren Hausbesetzer). Auch alle interessierten privaten Unterstützer und Geschäftsleute, Vertreter aus Vereinen und Ortsbeirat waren willkommen. Es wurde also ein buntes Rödelheim erwartet zum Austausch ohne Tagesordnung und Aufgabenverteilung.

Für „Stadtteil gegen Rassismus“: Helga Dieter (Courage), Heiko Lüßmann (RAuM), Helmut Furtmann (FoerSteR), Claus David (die farbechten)
Für „W.i.R. – Willkommen in Rödelheim“: Barbara David-Wehe, Debora Janson, Till Landzettel, Torsten Schulte

Willkommensfest: Zeichen setzen gegen Rassismus

Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen hat der Frankfurter Stadtteil Rödelheim seine Flüchtlinge begrüßt. Das Anbringen von selbstgestalteten Ortsschildern mit anschließendem Willkommensfest am Freitag, 13. November 2015 brachte überdeutlich den Integrationswillen der Bürger zum Ausdruck.

Der Gemeindesaal der evangelischen Cyriakusgemeinde in Rödelheim platzt aus allen Nähten. Fast 250 Gäste, unter ihnen etwa 100 Geflüchtete, sind zu dem Benefiz-Fest gekommen, mit dem die Neuankömmlinge im Stadtteil willkommen geheißen werden. Gedränge herrscht zunächst vor allem im Vorraum am Buffet. Großzügigen Spenden der Rödelheimer Geschäfte, aber auch vieler Privatleute ist es zu verdanken, dass die Speisenauswahl bunt und international ist. Rindswurst mit Kartoffelsalat oder Hühnchen mit Couscous? Bei der Vielfalt fällt es Alt- und Neu-Rödelheimern gleichermaßen schwer, sich zu entscheiden. Das Essen ist kostenlos, freiwillige Beiträge zur Unterstützung wandern in eine Spendenbox.

AufkleberIm großen Saal hat mittlerweile das Festprogramm begonnen. Inge Pauls, für Die Linke im Ortsbeirat, übernimmt die Begrüßung der Gäste und Neubürger. Ihre Ansprache, wie auch alle folgenden Redebeiträge, wird abschnittsweise ins Arabische und Persische übersetzt. Pauls betont den hohen Stellenwert der Willkommenskultur für ein Zusammenleben ohne Misstrauen und Angst und will sich angesichts brennender Flüchtlingsunterkünfte nicht damit abfinden, dass die Bezeichnung „Gutmensch“ zu einem Schimpfwort geworden sei. Mit dem Dank an alle, die durch ihr Engagement dazu beitragen, dass Rödelheim ein friedlicher, lebenswerter Stadtteil ist, endet ihre Begrüßungsansprache, die mit großem Applaus von den Zuhörern quittiert wird. Bernd Mesovic von Pro Asyl referiert im Anschluss über die Widersprüche einer Schaufensterpolitik der Willkommenskultur bei gleichzeitiger Asylrechtsverschärfung. Als letzter Redner überbringt Stadtrat Munoz del Rio persönliche Grußworte des Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann und zeigt sich beeindruckt, mit welcher Selbstverständlichkeit die Flüchtlinge in Rödelheim bereits mitfeiern. Tatsächlich haben sich nicht nur die Kinder über alle Nationalitätsgrenzen hinweg längst zum Spielen zusammengefunden, auch unter den Erwachsenen ist es zu ersten vorsichtigen Annäherungen gekommen.

Auf die Ansprachen im Saal folgt unterdessen ein abwechslungsreiches Kulturprogramm mit Zirkus-Akrobaten, Jazz-Chansons und klassischer Musik. Besonders bewegt zeigen sich die Zuhörer beim Geigensolo von Clara Viktoria Graf, der Bundes-Preisträgerin „Jugend musiziert“. Zu fortgeschrittener Stunde sorgen afrikanische Trommler und ein DJ aus der Raumstation für ausgelassene Stimmung.

Organisiert wurde das Willkommensfest für die Rödelheimer Flüchtlinge in erster Linie von Helga Dieter (Courage gegen Rassismus), Heiko Lüssmann (Kinder- und Jugendarbeit „RAUM“), Helmut Furtmann (Förderverein der Stadtteilbibliothek „FörSteR“) und Claus David (die farbechten).

Dem Fest vorangegangen war eine weitere öffentlichkeitsstarke Aktion: am Nachmittag hatten Kinder und Jugendliche an drei Zufahrtsstraßen Ortsschilder mit der Aufschrift „Rödelheim – Stadtteil gegen Rassismus“ montiert. Bereits seit dreieinhalb Jahren hängt ein solches Schild am Hausener Weg. Nun zeigt eines in jede Himmelsrichtung, um die Botschaft zu vermitteln: „Hier sind wir bemüht, rassistisches Denken und Handeln zu bekämpfen – gegebenenfalls auch in uns selbst“, erklärt Helga Dieter.

Text/Foto: Angela Kalisch